Historie von HAUS SALEM

Ansicht des Altbaus 1892

Wie alles begann …

Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es eine bemerkenswerte Fülle von Ideen und willensstarkem Engagement, die Welt sozial-verträglicher zu machen. Einen solchen karitativen Impuls brachte der Stuttgarter Farben-Fabrikant Paul Lechler aus Stuttgart-Feuerbach in Freudenstadt ein.

1890 kaufte er große Flächen der Gemarkung „Palmenwald“ an der Lauterbadstraße, um darauf u.a. kirchliche und soziale Ziele zu ermöglichen. Hier wurde die sogenannte Paul-Lechler-Villa erbaut (heute auf dem Grundstück des Hotels Palmenwald), eine Kapelle auf der anderen Straßenseite, und er schenkte das große Gelände, Lauterbadstr. 74 und die Finanzierung (!) der evangelischen Diakonissen-Anstalt in Stuttgart, um ein Diakonissen-Erholungsheim zu errichten. Mit dem Bau wurde sofort begonnen und schon nach 2 Jahren Bauzeit konnten die Diakonissen hier einziehen. Die damalige Königin Charlotte kam am 6. Juli 1892 zur Einweihungsfeier; nach ihr benannt ist die höchste Stelle auf dem Gelände: die Charlotten-Höhe (Gedenkstein!). Nach ihrem Mann wurde die Linde benannt, die König-Wilhelm-Linde, heute ein gewaltiges Naturdenkmal vor der Eingangstüre des Hauses.

Mitteilungsblatt der Diakonissen zur Einweihung

HAUS SALEM erfüllt seine Bestimmung …

Ursprünglich gab es auf dem Gelände neben dem großzügigen Haupthaus ein kleines Nebengebäude. Das Anwesen erhielt den schönen Namen HAUS SALEM (hebr. „Friede“, arabische Begrüßungsformel: salem aleikum „Friede sei mit dir“). Diakonissen betrieben ein Kur- und Erholungsheim für ihre Schwestern, die eine Auszeit aus ihrer harten, pflegenden Arbeit auf den Stationen der Krankenhäuser nahmen. Der Luftkurort Freudenstadt bot in 800 Metern Höhe Genesungs- und Erholungsmöglichkeiten. Es gab gutes Essen, eine Kapelle zum Beten, einen Saal für gemeinschaftliche Zusammentreffen, eine angelegte und bis in Detail gestaltete Außenanlage mit abseitigem Garten (Handarbeitsplatz unter Sonnensegeln), einen Gartenteich, in Terrassen geführte Wege mit lauschigen Aussichtsplätzen, weitläufige Spazierwege in parkähnlicher Landschaft. Der oberhalb gelegene Kienberg bot Wandermöglichkeiten. Ein perfekter Ort zur Erholung!

Neue Herausforderungen …

Nach 70 Jahren wurden umfangreiche Modernisierungsarbeiten durchgeführt. Ein Aufzug wurde eingebaut. Die Zimmer erhielten teilweise eigene Nasszellen. Das Nebengebäude musste leider abgerissen werden. An seiner Stelle entstanden ein großzügiger Neubau und Garagen – architektonisch leider der damaligen Zeit geschuldet.

In den 1990er Jahren dezimierte sich die Zahl der tätigen Diakonissen deutlich – u.a. eine Folge der Entwicklung fachspezifischer Ausbildungen in Krankenpflegeberufen. HAUS SALEM sollte nun als ein allgemein zugängliches Gäste- und Tagungshaus genutzt werden. Dazu wurde noch einmal kräftig investiert, eine moderne Küche eingebaut, die Heizung modernisiert. Die letzten beiden Diakonissen in Verwaltung und Hauswirtschaft, Schwester Dorothea und Schwester Anneliese, gingen in „Pension“, sprich: wechselten ins Feierabendhaus des Mutterhauses in Stuttgart. Die Hoffnung, dass die neue Bestimmung sich wirtschaftlich tragen würde, erfüllte sich jedoch nie. Der Geschäftsbetrieb wurde beendet, HAUS SALEM schloss Ende der 1990er Jahre seine Türen und Tore.

Ende der Diakonissen-Kuranstalt …

Die Diakonie Stuttgart suchte einen Käufer für das Anwesen. Interessierte gab es einige,  jedoch keinen, der dort einen Kur- bzw. Hotelbetrieb als lukrativ erachtete, was baurechtlich vorgegeben war. So vergingen nahezu 25 Jahre und das Anwesen fiel in den Dornröschenschlaf. Die Diakonie veranlasste zwar  regelmäßiges Rasenmähen rund ums Haus, ebenso die Holzernte auf dem Hügel – Verfall, Vandalismus und Vermüllung  waren aber nicht aufzuhalten. Die Natur breitete sich ungehemmt und ungepflegt aus.  Bauliche Schäden stellten sich mehr und mehr ein.

Höchste Zeit also, dass das HAUS SALEM aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wird, wieder in fürsorgliche Hände kommt und einer neuen sinnstiftenden Nutzung zugeführt wird.

Genau das haben wir vor!